Allgemein
Zum jetzigen Stand kann festgestellt werden,
dass alle in Deutschland lebenden Personen mit dem Namen Plew, Plewe, Plehwe,
von Plehwe, Pleb, Plebe, Plöw, Plöwe, Plef, Pleff, auch Plob und Plobe sowie
wahrscheinlich auch Plep und Plepp denselben Ursprung haben. Im 17. Jahrhundert
ist der Name in Ostpreußen am Auseinanderfluss von Pregel und Deime (östliches
Samland) und im Gebiet um Medenau im westlichen Samland beheimatet. Im 16.
Jahrhundert sind zwei Familien Pleb im Memelland (Karkelbeck) ansässig gewesen.
Bisher konnten keine eindeutigen Verbindungen zu den Namen Plewa (Schlesien),
Pleen und Plehn (Königsberg und Samland) gefunden werden.
Zu den einzelnen Namen und Landschaften
Östliches Samland
Im östlichen Samland tritt 1572 ein Philip Plewe auf, der das Schulzenamt in der Ortschaft Grünlinde
käuflich erwirbt. Aus den Akten ist zu entnehmen, dass er die vereinbarte
Ratenzahlung nicht einhält. Das Amt darf er trotzdem behalten. In den
nachfolgenden Jahren werden einige Schulzenämter in umliegenden Ortschaften mit
Plewe’s besetzt. Namensänderungen zu Plob(e) und Plow(e) sind hier nachweisbar.
Nach der Pest von 1710/11 sind kaum noch begüterte Plew’s zu finden.
Namenträger wandern über die Deime in das Gebiet um Goldbach, Heiligenwalde und
Cremitten, wo sie ab ca. 1660 - 1700 auftreten. Einzig in Heiligenwalde bleiben
lange Zeit vermögend. Die ab 1707 in der Stadt Domnau vorkommenden Plewe
(Schneider) stammen ebenfalls aus den Ortschaften um Grünlinde.
Bis 1945 erreicht diese Gruppe ein
Verbreitungsgebiet über das gesamte östliche Samland.
Westliches Samland
Die Herkunft und Verteilung des Namens im
westlichen Samland ist weniger gut untersucht. In der Gemeinde Medenau ist der
Name Plewe ab 1694 in der Ortschaft nachzuweisen, obwohl die Unterlagen ca. 20
Jahre früher beginnen. Es handelt sich hier ebenfalls um einen Schulzen. Dass
es sich hierbei um einen Schulzen oder Schulzensohn aus dem Gebiet von
Grünlinde handelt, ist nicht nachzuweisen, aber zumindest überlegenswert. Die
Nachbargemeinde Wargen zählt seit Beginn der Kirchenbücher 1691 mehrere Plef
und Plöb zu ihren Mitgliedern. Vor dem Beginn der Kirchenbücher konnte bisher
kein Namensträger gefunden werden.
Auf dieser Seite von Königsberg verbreitet sich
der Name überwiegend im südlichen Teil der samländischen Halbinsel, vornehmlich
entlang der Verbindung von Pillau und Königsberg. Prominentester Vertreter ist
ein Ratsverwandter Plew(e) in Fischhausen.
Königsberg
In den einzelnen Kirchen der später zu
Königsberg vereinigten Stadt sind Namensvertreter ab ca. 1700 nachzuweisen.
Davor gibt es viele Nennungen, die nicht eindeutig der hier behandelten Namensfamilie
zuzurechnen sind (Pleben, Plein, Plaw, Plan u.a.). Es ist anzunehmen, dass es
sich um Zuzügler aus den umliegenden Landgemeinden handelt. Zu den alten
Königsberger Familien zählen sie nicht. In der Kirche Haberberg und Löbenicht
treten ab 1621 bzw. 1594 Pleen’s auf. Die Zahl der Plew-Familien in Königsberg
erreicht eine stattliche Zahl. Allein ca. 40 Plew-Familien sind um 1940 zu
verzeichnen. Die Zahl der Plewe erreicht ein Vielfaches davon.
Dwarischken und östliches Preußen
Die adelige
Familien von Plehwe, die ab ca. 1710 bis 1945 zu Dwarischken/Löbelshorst am
östlichsten Rand des Deutschen Reiches beheimatet war (Kreis Schlossberg),
führt sich auf Heinrich Plehwe (den älteren) zurück. Dieser wurde zum ersten
Mal 1685 als Herr auf Klein Wittgirren erwähnt. Die frühen Schreibweisen des
Namens sind Plew und Plewe. Die Führung des Namenszusatzes „von“ leitet sich
aus dem Besitz des adeligen Gutes Dwarischken her. Seit dieser Zeit wird auch
das „h“ in Plehwe verwendet. Träger des Namens Plew wissen, dass dieser Zusatz
im Alltag wichtig ist, um nicht Pleff genannt zu werden. Interessant ist, dass
der Ort Klein Wittgirren nur ca. 15 km Luftlinie von den Ortschaften um
Taplacken entfernt ist, die um diese Zeit ebenfalls von vermögenden Plewe’s
bewohnt sind. Auch der Vorname Heinrich, der bei Plew(e) sehr selten ist, tritt
bei den ersten beiden Vertretern dieser Linie und bei einem Vertreter des
ausgehenden 17. Jahrhunderts in Grünlinde auf. Die bürgerliche Linie Plehwe,
die sich ebenfalls auf Heinrich Plehwe (den älteren) zurückführen lässt,
verbreitet sich rasch über das gesamte Preußen und stellt vorrangig Pfarrer und
hohe preußische Beamte, während aus dem adeligen Zweig vor allem Militärs
hervorgehen. Ein aus dem adeligen Zweig stammender Vertreter siedelt nach
Russland über, wo seine Nachfahren hohe Ämter bis hin zum Innenminister
besetzen.
Eine Sonderrolle spielt Heinrich Günther Plehwe,
der zum näheren Umkreis dieser Familie gerechnet wird und immer wieder in
geographischer Nähe anderer Plehwe’s auftritt.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass
diese Gruppe, nach ihrem ersten Auftreten in Klein Wittgirren, um 1700 in
Ortschaften zwischen Insterburg und Angerapp vorkommt (auch der nicht näher
lokalisierbare Ort Drutschen (1697) liegt bei Angerapp), schnell weiter nach
Osten wandert (Schloßberg, Schloßbach) und ab 1710 in Dwarischken einen festen,
zentralen Siedlungsort hat.
Sonderfälle
Plep, Plepp und ähnliche Namen
Immer wieder kommt es in den Unterlagen (vor
allem Kirchenbüchern) zu unterschiedlichen Schreibweisen der Familiennamen.
Übermäßig häufig werden dabei Plew(e) und Plep(p) vermischt. Ob sich daraus
eine Verwandtschaft ableiten lässt, ist noch unklar, sie ist aber nicht
unwahrscheinlich. Der Name Plep(p) ist dabei der in Preußen am weitesten zurück
verfolgbare Familienname. In den Registern der Türkensteuer von 1540 ist in
Germau ein Plep aufgeführt.
Pleen, Plehn und ähnliche Namen
Seit mindestens dem Ende des 16. Jahrhunderts
sind Pleen in Königsberg nachweisbar. Diese sind mit einiger Wahrscheinlichkeit
auch der Ursprung des Familiennamens Plehn, der im Samland gelegentlich
auftritt. Bisher konnte keine Verbindung dieser Namen mit Plew(e) gefunden
werden. Der Name Pleen stammt wahrscheinlich von holländischen Siedlern (ist
noch im 18. Jh. in Holland nachzuweisen) oder leitet sich von der norddeutschen
Stadt Plön ab.
Plewa
Der Name Plewa, der nach jetzigem Kenntnisstand
aus Schlesien stammt, konnte noch nicht mit ostpreußischen Namensvertretern in
Verbindung gebracht werden. Über eine mögliche gemeinsame Herkunft kann nur
spekuliert werden.
Pleu
Seit kurzer Zeit kann über eine Verbindung der
Namen Plew und Pleu spekuliert werden. Der aus zwei Dokumenten aus dem späten
14. Jahrhundert oder frühen 15. Jahrhundert bekannte Petrus Plew schrieb sich
selbst wohl Pleu, wobei zu bemerken ist, dass die Buchstaben u und v bis ins
18. Jahrhundert hinein allgemein oft vertauscht werden und somit auch eine nahe
Verwandtschaft von u und w vorliegt. Die Herkunft dieses
Religionswissenschaftlers liegt wahrscheinlich in der Region der heutigen
Niederlande und Ostfrankreich.
Weltweite Verbreitung
Personen, die heute außerhalb Deutschlands den
Namen Plew oder Plewe tragen, stammen überwiegend von den oben beschriebenen
Gruppen ab. Viele Vertreter dieser Namen finden sich in den klassischen
Einwanderungsländern USA, Kanada, Australien und Neu Seeland. Eine in den
englischsprachigen Ländern häufig vorkommende Abwandlung des Namens Plew ist
Plough. Eine neben Deutschland zweite Quelle von Namensvertretern ist England,
wo Plew’s ab der Mitte des 16. Jahrhunderts vorkommen. Eine Verbindung zu den
deutschen Namensträgern ist fraglich.
Bedeutung und Herkunft des Namens
Seit dem 12. Jahrhundert gewinnen Familiennamen
eine zunehmende Bedeutung bei der Unterscheidung von Personen. Dies geschah
zuerst in den dichter besiedelten Städten, zunehmend aber auch auf dem Land.
Eigene Erfahrungen zeigen, dass im 16. Jahrhundert in ländlichen Gebieten in
Deutschland Familiennamen von nur ca. der Hälfte der Menschen geführt werden
und selbst im 17. Jahrhundert „einfache“ Landarbeiter oft nur mit Vornamen
benannt werden. So tauchen die frühen Unterlagen zum Familiennamen Plew in eine
Zeit ein, in die auch die Entstehung vieler Familiennamen selbst fällt.
Eine schlüssige und abschließende Klärung der
Bedeutung des Namens Plew(e) und ähnlicher Formen liegt im Moment nicht vor.
In der Familie Plehwe / von Plehwe wird der
Namensursprung auf die polnische Übersetzung des Namens Spreu zurückgeführt. So
soll ein Edelmann aus Süddeutschland nach Preußen gezogen sein, um sich dort
unter dem zunehmenden Einfluss Polens umzubenennen. Dieser Ansatz hat seinen
Charme, weil heute noch im Süddeutschland (um Stuttgart) eine einzigartige
Ansammlung von Familien mit dem Nachnamen Spreu zu finden ist.
In vielen europäischen Sprachen hat Plew(e) eine
Bedeutung. Mindestens in polnischer und litauischer Sprache bedeutet er dünne
Haut (z.B. auf Milch oder um Getreidekörner), also auch Spreu. Aber auch in
Westeuropa gibt es Übersetzungen, so wird im englischsprachigen Raum Plew und
in französischer Sprache Pleu mit Fell (von Tieren) in Zusammenhang gebracht.
Diese Übereinstimmung ist meiner Meinung nach unübersehbar.
Eine Möglichkeit der Ableitung des Namens Plew
könnte der Kirchort Plibischken sein. Dieser liegt leicht östlich von
Taplacken. Früher wird der Ort auch Plewischken genannt. Ein weiterer in
der Nähe liegender Ort hieß bis ins 18. Jahrhundert Plewen, danach Grünwalde.
Eine weitere Möglichkeit ist die Abwandlung von
der Landschaftsbezeichnung Palwe.
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